Ergebnisse

 

Vergleich von Kontroll- und Experimentalgruppe

Im Zentrum der Evaluationsstudie steht die Frage, ob die Experimentalgruppe mit Hilfe der neuen, unterstützenden Maßnahmen bessere fachliche Leistungen erzielte. Das wichtigste Leistungsmaß ist dabei das Ergebnis der Klausur, die zum Abschluss der Veranstaltung geschrieben wurde. Über die Untersuchung der fachlichen Leistung hinaus will die Studie prüfen, ob die Lehrinnovationen die Entwicklung individueller Merkmale wie persönlicher Überzeugungen und Einstellungen in der Experimentalgruppe beeinflussen.

Um den Einfluss von potentiell unterschiedlichen Vorwissensständen zu kontrollieren, wurde in die Berechnungen der fachlichen Leistung das Vorwissen als Kovariate mit einbezogen. Ob sich die Leistung in den beiden untersuchten Kohorten während des Semesters unterschiedlich entwickelt hat, wurde also mit Kovarianzanalysen überprüft. Ebenso verhält es sich mit den selbstberichteten Variablen. Um den ggf. unterschiedlichen Voraussetzungen der Studierenden Rechnung zu tragen, wurden auch hier Kovarianzanalysen zum Vergleich der Kohorten durchgeführt.

Kassel: Was die Entwicklung der fachlichen Leistung anbelangt, zeigen sich in Kassel keine signifikanten Unterschiede zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe. Die Gegenüberstellung der selbstberichteten Skalen bietet ebenfalls ein ernüchterndes Bild. Sowohl das Kompetenz- und Autonomieerleben als auch einige Lern- und Übungsstrategien zeigen eine negative Verschiebung von Kohorte eins zu Kohorte zwei.

Paderborn: In Paderborn ist eine positive Wirkung der Lehrinnovationen ebenfalls kaum nachzuweisen. Die Studierenden der zweiten Kohorte geben auch hier an, sich weniger kompetent zu erleben als ihre Vorgänger. Anders als in Kassel sind aber auch signifikante Unterschiede zu berichten, die auf höheren Werten in der Experimentalgruppe beruhen: So versteht sie Mathematik stärker als Prozess als die Kontrollgruppe und weist eine positivere Entwicklung der Annäherungsleistungszielentwicklung auf.

 


Einstellungen, Überzeugungen und Strategien zu Studienbeginn

Ein zweites Ziel des LIMA-Projekts besteht darin, die Entwicklung der Lernvoraussetzungen von Studierenden in motivationaler und volitionaler Hinsicht in einer Längsschnittstudie zu erforschen. Wie verändern sich beispielsweise das Selbstkonzept oder die fachbezogenen Überzeugungen mit und nach Einstieg in das Studium?

Um diesen Fragen nachzugehen, eignet sich die Paderborner Kontrollgruppe in besonderer Weise als Stichprobe, da hier für 107 Studierende Angaben zu drei Messzeitpunkten über das erste Studienjahr vorliegen. Diese Angaben wurden mittels Varianzanalysen mit Messwiederholung darauf untersucht, ob es innerhalb des Messzeitraums signifikante Veränderungen gab.

Es sind Verschiebungen in ganz verschiedenen Bereichen zu beobachten. Das mathematische Selbstkonzept sinkt beispielsweise vom ersten zum zweiten Semester, während die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen im Bezug auf Mathematik nahezu konstant bleiben. Wie zu erwarten ändern sich die Überzeugungen zum Wesen der Mathematik zu Beginn des Studiums. Auch die Lernstrategien entwickeln sich im Verlauf des ersten Studienjahres. Beispielsweise ist eine deutliche Zunahme von Memorisationstechniken zu verzeichnen. Dagegen werden beide Arten der Leistungs-zielorientierung schwächer und auch die Motivation zur Gruppenarbeit sinkt.

 

Vorhersagbarkeit von Leistung

Angesichts der Tatsache, dass die Veränderung der Lehre so wenig Wirkung auf die Leistung der Studierenden zeigt, stellt sich die Frage, von welchen Größen die fachliche Leistung statt dessen abhängt. Um den Einfluss von Merkmalen auf individueller Ebene zu überprüfen, wurden – wieder am Datensatz der Paderborner Kontrollgruppe – Regressionen mit dem Klausurergebnis als abhängiger Variable gerechnet.

Die Variable, die mit Abstand den größten Teil der Varianz der Klausurleistung erklärt, ist erwartungsgemäß das Vorwissen. Mit einem β von .46, p = .00 sagt es bereits 21% des Ergebnisses im Abschlusstest voraus. Nur wenige Variablen erklären darüber hinaus weitere Varianzanteile am Klausurergebnis.

Da es nicht primär um den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Leistung geht, sondern vielmehr deren Einfluss auf die Leistungsentwicklung interessiert, wurde bei den folgenden Berechnungen das Vorwissen als unabhängige Variable beibehalten. Dabei zeigte sich, dass das mathematische Selbstkonzept mit β = .14, p = .04 einen signifikanten Einfluss auf die Leistungsentwicklung hat. Die Überzeugung, Mathematik sei als Werkzeug zu verstehen, übt sich dagegen negativ auf den Leistungszuwachs aus (β = -.13, p = .04). Ebenso zeigt die Lernstrategie der Memorisation einen signifikant negativen Zusammenhang zur Leistungsentwicklung (β = -.13, p = .04). Die kognitiven Fähigkeiten schließlich tragen erwartungskonform ebenfalls zur Erklärung der unterschiedlichen Leistungs-zuwachse bei.

Persönliche Eigenschaften wie die Matheangst, das Interesse an Mathematik, die Handlungsorientierung nach Misserfolg oder Lern-/Leistungszielorientierungen scheinen jedoch keinen Einfluss auf die Leistungsentwicklung während des Semesters zu haben.

 


Weitere Informationen

Wenn Sie Fragen haben oder sich für detailliertere Angaben interessieren, wenden Sie sich gerne an Elisabeth Fischer!

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